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Interkultur

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Interkulturelle Kommunikation: Kommunikation zwischen Angehörigen unterschiedlicher Kulturen

horizontal rule

Interkulturelle Kommunikation: Kuss ≠ Kuss

 

  1. In jeder Kultur gibt es ein verbindliches Flirtschema, das man in ca. 30 Einzelschritte untergliedern kann
  2. Wer sich nicht an die vorgegebene Schrittfolge hält und also Schritte überspring bzw. stehen bleibt, der teilt seinem Partner etwas mit:
    Schritte überspringen:

Entweder:
„Ich respektiere dich nicht als Person, mich interessiert lediglich dein Aussehen“ Und wenn man viele Stufen überspringt: „Ich schätze dich so ein, dass du leicht zu haben bist“, was die Betreffende beinahe in die Nähe einer Prostituierten bringt.

Oder (wenn die anderen Signale, die man sendet diese Deutung näher legen)):

                        „Es ist Liebe auf den Ersten Blick, du entfachst einen Sturm der Leidenschaft in mir, den ich nicht mehr beherrschen kann, deshalb kann ich die gesell­schaft­lichen Etikette nicht beachten“

Stehen bleiben/ Rückwärts gehen:

„Der Flirt ist beendet. Wir können gerne noch reden, aber mehr will ich nicht von dir.“

  1. Die Flirtschrittfolge ist in den Kulturen unterschiedlich.
    So findet man körperliche Kontakte in konservativeren Gesellschaften regelmäßig an einer späteren Situation als bei moderneren Gesellschaften. Damit aber verschiebt sich die Bedeutung eines Schrittes: Je früher er erfolgt, desto unverbindlicher ist er auch – je später er erfolgt, desto ernsthafter ist dessen Bedeutung.
  2. Wenn nun Mitglieder unterschiedlicher Kulturen miteinander flirten, können Miss­ver­ständ­nisse entstehen.

Beispiel: Engländer und US-Amerikaner zu Beginn der 50er Jahre:

Amerikaner und Briten sprechen die gleiche Sprache und können sich deshalb problemlos unterhalten. Bei einem Flirt gleichen sich die ersten paar Schritte. Jeder Partner hat den Eindruck, dass man einander versteht, dass man je sein Flirtschema verwenden kann... bis die Reihe an den Kuss kommt.
In dieser Situation versucht der US-Ameri­kaner eine günstige Gelegenheit für einen Kuss zu erzeugen und eine solche auch für einen Kuss zu nutzen. Das muss die Britin sehr überraschen, weil in ihrem Schema der Kuss eigentlich erst viel später kommen sollte. Viele Britinnen werden hier den Flirt beleidigt beendet haben (obwohl die Amerikaner das nicht so gemeint haben). Weil der Amerikaner aber seine Verachtung nicht stimmig sendet und die Britin ansonsten weiter verliebt behandelt, könnte sie zu der Auffassung kommen, dass der Amerikaner einfach zu leidenschaftlich vom Liebesfeuer erfasst wurde, um sich an die Konventionen halten zu können.

Sie wird den US-Amerikaner als einen sehr drauf­gänge­rischen Liebhaber einschätzen.

Wenn Sie den Kuss mitgemacht hat, dann befindet sie sich aus ihrer Sicht schon an der 25. Stelle. Würde sie nun auf einen früher gelegenen Flirtschritt zurückfallen, dann sagte sie ihrem Partner, dass sie den Flirt zu beenden wünsche. Also wird sie versuchen, nun mit der 26. Position fortzufahren..

In diesem Moment wird der US-Amerikaner die Britin als einen Vamp kennen lernen.

Wegen des Positionsunterschiedes des Kusses kam es also zu einem Missverständnis, das dazu führte, dass sich die Partner wechselseitig als draufgängerisch erlebten – obwohl sie es je aus ihrer Sicht heraus gar nicht waren. Beide übersprangen zwei Drittel ihres Flirtschemas und flirteten also sehr viel schneller, als es Mitglieder je derselben Kultur getan hätten.

 

Weniger stark ausgeprägte Positions­unter­schiede gibt es heute zwischen Stadt (Kuss früh) und Land (Kuss spät), zwischen Südeuropäern und Deutschen, zwischen Älteren und Jüngeren ...