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Wie unser Gehirn arbeitet, das ist noch immer ein großes Rätsel (besonders
Schülergehirne!). Durch Versuche kann man einige interessante Aussagen über das Gedächtnis
formulieren. Ultrakurzzeitgedächtnis, Kurzzeitgedächtnis und Langzeitgedächtnis. Das Ultrakurzzeitgedächtnis ist eine Art Datenpuffer für die dauernd auf uns einbrechenden Informationen der Sinne. Es speichert für den Bruchteil einer Sekunde Sinneseindrücke. Zeigt man Versuchspersonen nur ganz kurz irgendwelche Buchstaben in einem Raster - nur so kurz, dass sie keine Zeit haben, sich diese Buchstaben einzuprägen, dass sie lediglich eine Art Gehirnschnappschuss davon machen können - und entfernt dann die Buchstaben, lässt das Raster aber stehen, dann können diese Personen für einen kurzen Moment zu jedem Ort, den ihnen der Versuchsleiter auf dem Raster zeigt, sagen, welcher Buchstabe dort eben noch gestanden hatte. Daraus kann man folgern, dass das Ultra-Kurzzeitgedächtnis ein eidetisches (=fotografisches) Gedächtnis ist. Es kann für den Bruchteil einer Sekunde einen Sinneseindruck speichern, der aber sehr schnell wieder von neuen Eindrücken überschrieben wird. Das Ultrakurzzeitgedächtnis verhilft uns, das Leben als Fluss zu erleben, wir erfahren nicht Einzelbild für Einzelbild, sondern haben neben dem je aktuellen Bild, das uns die Sinne liefern, noch das vorherige stehen, so dass wir die Veränderungen besser erkennen und unsere Aufmerksamkeit deshalb auf das je Wichtige richten können. Das Kurzzeit-Gedächtnis muss schon deutlich weniger Informationen verarbeiten: es registriert nur das, was das Ultrakurzzeit-Gedächtnis als wichtigen Eindruck durchgehen ließ. Mit ihm kann man sich Dinge wenige Minuten lang merken. Man kann sich das Kurzzeitgedächtnis als einen Aktenschrank mit 7+2
Schubladen vorstellen (normal hat er sieben Schubladen, - trainierte Lernen
tunen Ihr Hirn und können dann bis zu 9 Schubladen benutzen). Je komplexer ein Gegenstand ist, den man sich merken möchte, desto instabiler und unzuverlässiger wird er gespeichert. Wenn alle 'Schubladen' gefüllt sind, dann kann man sich nicht mehr auf Vorgänge in der Wirklichkeit konzentrieren - falls man es doch tut, wird zumindest eine Schublade geleert - das dort abgelegte Wissen steht dann nicht mehr zur Verfügung. Das Kurzzeitgedächtnis eignet sich nicht zum Lernen, weil man viel zu schnell
vergisst, was man dort gespeichert hat. Erst was im Langzeitgedächtnis ist, hat man gelernt. Im Langzeitgedächtnis abgelegtes Wissen kann dort unter Umständen ein Leben lang gespeichert sein. Im Langzeitgedächtnis wird all das abgelegt, was das Gehirn als wichtig erachtet hat - und das Gehirn hat seine ganz eigenen Vorstellungen davon, was wichtig ist und was nicht. Man kann ihm nicht einfach vorschreiben, was wichtig ist. Man kann aber feststellen, welche Kriterien das Gehirn zur Klassifizierung von Informationen als wichtig oder nicht verwendet: Wenn ein bestimmter Gegenstand wiederholt gedacht wird, wenn er nicht nur passiv wahrgenommen, sondern aktiv durchdacht wird, wenn mehrere Sinne ihn denken, wenn eine lebendige Vorstellung von ihm erdacht wird ... dann nimmt das Gehirn diesen Gegenstand als bedeutungsvoll wahr. Das Langzeitgedächtnis ist wie ein Büro, in dem viele Informationen abgegeben werden. Leider ist es völlig überlastet. Deshalb kann es die vielen Informationen, die es erhält, nicht ordentlich ablegen. Im Laufe der Zeit werden Informationen dabei weniger vergessen, als einfach nicht mehr gefunden: Wo wurde die Information abgelegt, wie die Bundesländer heißen? Die Performance des Langzeitgedächtnisses ist um so besser, je verfügbarer das dort abgelegte Wissen ist. Die Verfügbarkeit hängt davon ab, wie gut einzelne Informationen vernetzt sind, wie gut eine Information also in das 'Wissensnetzt' (unser ganz privates inneres Internet) integriert ist. Man kann sich das Langzeitgedächtnis deshalb als eine Art Netz vorstellt, dessen einzelne Informationen wie Knotenpunkte eines Netzes mit mehr oder weniger vielen anderen Knotenpunkten verbunden sind. Kurzzeitgedächtnis und Langzeitgedächtnis verhalten sich wie Ram- und Festplatten-Speicher zueinander: Im Kurzzeit-Ram, dem Arbeitsspeicher, liegen die Informationen bereit, die das Gehirn für die Bewältigung aktueller Denkprozesse benötigt. Auf der Langzeit_Festplatte sind eine Vielzahl von Informationen systematisch abgelegt. |