Wallace & Gromit - Unter Schafen
Produktionsnotizen
Wallace & Gromit hatten ihren ersten Auftritt in "A Grand Day Out", Nick
Parks weltweit umjubelten Schulabschlussfilm.
Das ungewöhnliche Knetfiguren-Duo eroberte die Welt im Sturm mit "The Wrong
Trousers", Gewinner eines Oscars und über 30 anderer internationaler Preise.
Beide Filme waren als Highlights des Filmprogramms "Wallace & Gromit - The
Aardman-Collection (1994)" in Österreich, Deutschland, der Schweiz und über
30 weiteren Ländern im Kino zu sehen - mit durchschlagendem Erfolg. "Ich
habe wirklich nicht erwartet, dass sie so erfolgreich werden," sagt Nick
Park, ihr Agent und Regisseur, "sie begannen als Skizzen, die ich in meinem
Schlafzimmer machte - ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich ihre Namen
in Leuchtbuchstaben sehen würde!"
Die Vorbereitungsarbeiten für "Unter Schafen" begannen im April 1994, als
Nick Park und Aardman beschlossen, den neuen Film rechtzeitig für
Weihnachten 1995 fertigzustellen. Das ließ nur 18 Monate zum Schreiben für
das Storyboard und die Animation, sehr wenig Zeit in Animations-Begriffen
und weit weniger Zeit, als es brauchte, um "The Wrong Trousers" zu machen.
"Wir setzten uns von Anfang an eine sehr knappe Deadline", sagt Co-Produzent
Michael Rose, "zum Teil, weil wir "A Close Shave" [=Glattrasur; auf
Deutsh hieß der Film 'Unter Schafen'] als Trockentraining für einen
abendfüllenden Spielfilm ansahen, den wir in naher Zukunft zu machen hoffen,
und um zu sehen, ob wir das, was ursprünglich eine "cottage industry" [=kleines
Heimunternehmen] von Nick und ein oder zwei weiteren Animatoren war, in
einen industriellen Prozess umwandeln können, ohne dass die Qualität der
Animation leidet."
Den Zeitplan verkürzen bedeutete, mehr Animatoren, Modellbauer und
Kameramänner (die komplette Crew bestand aus 25 Leuten) zu engagieren, mit
einer konsequenten Vergrößerung des Budgets. "A Close Shave" war mit 1,3
Millionen Pfund budgetiert, im Vergleich zu 650.000 bei "The Wrong Trousers".
Darüber hinaus geriet Park durch den neuen, industrielleren
Produktionsprozess in eine radikal andere Position. Anstatt die meisten der
Schlüsselmomente im Film selbst zu animieren, wie er es zuvor getan hatte,
wurde er zum "Nur"-Regisseur, der überblicken musste, was die anderen vier
Animatoren taten. Für Park war das ein schwieriger Schritt.
Park wusste, dass er den Film als comedy-thriller wollte, aber mit einem
romantischen Element. "Ich mag die Idee eines Publikums, dessen Herzen sich
wegen einer 40 cm großen Plastilin Puppe zusammenziehen," gibt er mit einem
Lächeln zu. Vielleicht sind Parks größte Quelle der Inspiration alte Filme.
Er sieht in "A Close Shave" Referenzen an "Brief Encounter", "Indiana
Jones", "Der Dritte Mann" und sogar "Alien". Aufgrund des Zeitdrucks änderte
Park das Storyboard bis zur letzten Minute. Bevor die eigentliche Produktion
begann, verbrachte Park 14 Tage damit, den Animatoren seine Technik
beizubringen und sie in die Welt von Wallace & Gromit einzuführen.
Parks Beharrlichkeit, was die Behandlung seiner Filme als Live-Action Filme
angeht, erstreckt sich auch in Bereiche der Postproduktion. Er kümmert sich
ganz speziell um den Soundtrack, bei dem er mit Julian Nott, dem
Komponisten, und Adrian Rhodes, dem Sound Designer zusammenarbeitet.
Vielleicht erkennt man die Ernsthaftigkeit, mit der Park seine Animation
behandelt, am besten daran, dass Julian Nott die Partitur für "A Close Shave"
mit einem 65 Instrumente starken Orchester aufnehmen konnte, eine seltene
Größenordnung für einen britischen Film, geschweige denn für einen kurzen
Animationsfilm.
Nach zwei Monaten Postproduktion war "A Close Shave" fertig für seine
Premiere am 16. November 1995 beim London Film Festival, die von den
britischen Zeitungen mit euphorischen Kritiken gefeiert wurde. Im Dezember
1995 hatte der Film seinen Kinostart in Großbritannien. Bei seiner
TV-Erstausstrahlung am 24. Dezember 1995 erreichte er über 10 Millionen
Zuschauer, und mit einem Marktanteil von 40 % war es die dritterfolgreichste
Ausstrahlung in der Geschichte des Senders BBC2. Sofort nach dem Videostart
Ende 1995 in England kam er auf Platz 1 der Video-Bestsellerliste. |